Jahrhunderte lang und in manchen Kulturen auch noch heute wurde Geschichte nur über Geschichten, durch Tanz und Gesang tradiert. Trübe Tage oder dunkle Nächte wurden mit Erzählungen gefüllt und auf diese Weise Wichtiges und Wissenswertes weitergegeben. In unserer hektischen Gesellschaft ist dieses „Geschichten erzählen“ leider verloren gegangen oder zumindest sehr selten geworden.

Wenn Sie sich entscheiden, Ihre eigene Lebensgeschichte zu erzählen, damit daraus ein Buch entsteht, wird dies Ihre Hauptaufgabe sein: Erzählen, auf Ihre ureigenste Weise. Das muss nicht lückenlos und darf ausschweifend sein, nüchtern oder detailreich, einfach nur authentisch. 

Stellen Sie sich vor, Sie nehmen einen Freund mit auf eine Reise in ein Land, dass Sie schon oft bereist haben, in dem Sie sich auskennen. Dort würden Sie dem Besucher vielleicht ein schönes Restaurant oder einen traumhaften Strand zeigen, vorher von diesen Dingen erzählen und schwärmen. Nichts anderes ist die Arbeit mit Ihrem Biographen. Sie nehmen ihn mit auf die Reise; in Ihre Kindheit und Jugend, stellen ihm Ihre Eltern vor, den Lieblingsbruder, den Nachbarsjungen, der immer besser schwimmen konnte; Sie nehmen ihn mit in die Deutschstunde, ins Lager, auf die Flucht, zu Ihrer Hochzeit oder in die Ferien. Und, ganz wichtig: Sie zeigen nur das, was Sie möchten.

Ihr Biograph wird mit behutsamen Nachfragen Ihre Erzählungen lenken. Nachhaken, wenn der Erzählfluss ins Stocken gerät, manchmal unterstützen, wenn Daten oder Namen von Orten oder Ereignissen nicht auf die Schnelle präsent sind. Aber alles ohne Druck. Sie bestimmen das Tempo. Gleichzeitig wird Ihr Biograph Sie bitten, Zeitdokumente heraus zu suchen: Fotos, Landkarten, Briefe, Zeugnisse, Abzeichen, Pokale. Alles, was Ihre Erinnerung beflügelt und Ihr Leben dokumentiert, kann hilfreich sein und kann, wenn Sie es möchten, in Ihrem Buch seinen Platz finden.

In der Biographiearbeit können alle Regeln selbst gesetzt werden. Ideal ist es jedoch, wenn die „Erzählstunden“ mit Ihrem Biographen nah beieinander liegen. Seien es fünf Tage am Stück oder die Aufteilung auf zwei oder drei Sitzungen. Mehr sollte es aber nicht werden, sonst reißt der Faden der Erzählung zu schnell ab. Alle Sitzungen werden auf Tonband gespeichert und hinterher im Wortlaut abgetippt. Daraus entsteht dann das erste Manuskript, dass Sie zur Durchsicht erhalten. Hier können Sie zu allen Themenbereichen Anmerkungen machen oder auch das Manuskript umstellen. Wenn es nötig sein sollte, werden Sie mit Ihrem Biographen weitere Sitzungen abhalten.